Hein, Der fremde Freund.

Hein, Der fremde Freund.

Der fremde Freund.

Hein, Christoph:

Info 5. Aufl. Berlin, Aufbau, 1995. 18 cm. 211 S. Tb. Zustand: gut.
Sprache Deutsch
ISBN 9783746611228
CHF 4,-- 

Verstörend nüchtern berichtet die Ostberliner Ärztin Claudia über ihr Dasein als alleinstehende Frau und die undefinierte Beziehung zu ihrem Nachbarn Henry. Mit demonstrativer Kühle und Distanz zeichnet sie die Ereignisse nach und weigert sich – vor sich selbst genauso wie im Gespräch mit anderen Figuren –, Gefühle auszusprechen und zuzulassen. Indem sie sich gegen die Katastrophen des Lebens panzert und sich menschlicher Nähe verschließt, versucht sie, Schmerz zu vermeiden. Die einzige verwundbare Stelle in ihrem Panzer sind ihre Gefühle für Henry. Als er stirbt, kapselt Claudia sich völlig ab: In ihr Bad aus Drachenblut soll kein Lindenblatt mehr fallen. Dass das nicht funktioniert, ist offensichtlich, auch wenn es nur zwischen den Zeilen deutlich wird. Die Spannung des Textes und die große Kunst Christoph Heins bestehen darin, gerade durch die distanzierte Perspektive eine Nähe zu vermitteln: den stummen, verzweifelten Schrei.